Ensemble1

PermakulturHaus Göttingen

Alles fing damit an, dass ich, Kaja, gemeinschaftlich leben wollte. Ich habe mir viele Gemeinschaften angesehen, aber es gab entweder keinen Wohnraum oder keine Arbeit. Meist war es irgendwo auf dem Land und nur mit dem Auto erreichbar. Hier in Göttingen habe ich Wohnung, Arbeit, Freunde, kann alles mit dem Fahrrad machen und bin trotzdem nah an der Natur. Also warum nicht Gemeinschaft dorthin holen wo ich lebe?

Ich habe Menschen zusammen gerufen, von der Idee erzählt und mit ihnen vom 01.-04.11.2012 ein Dragon Dreaming für ein Gemeinschaftsprojekt in Göttingen gemacht. Das Dragon Dreaming ist eine Methode mit der alle Beteiligten einer Gruppe ihre jeweiligen Wünsche und Visionen für ein Projekt zusammenwerfen, damit potenzieren und umsetzbar machen. Wir entwickelten so gemeinsam die Vision einer über den Stadtteil Geismar verteilten Gemeinschaft. Jeder wohnt in seinem/ihrem Haus, Wohnung oder WG und gleichzeitig entsteht wieder eine richtige Dorf-Gemeinschaft. Mit den Prinzipien der Permakultur und vernetzt mit der örtlichen Transition-Town Initiative wollen wir die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigen – auch die der betroffenen Tiere und Natur. Wir wollen Dorf-Gemeinschafts-Gärten aufbauen, Rasen-Wüste wieder renaturieren und neue Lebensräume schaffen. Wir wollen damit experimentieren Nachhaltigkeit tatsächlich im Alltag zu leben. So wollen wir z.B. unsere jeweiligen Häuser/Wohnungen möglichst nur mit Altmaterialien sanieren.

Paradies2

Zur selben Zeit stand ein Haus in der Nachbarschaft mit Schuppen und Garten zum Verkauf. Den Garten hatte ich bereits seit mehreren Jahren mit dem Einverständnis der Eigentümer gepflegt, diverse Bäume, Sträucher und Stauden gepflanzt und Lebensraum für Tiere geschaffen. Neben einem wilden Kater, leben hier mehrere Igel, Fledermäuse, ein Waschbär, viele Vögel, Haselmäuse und Siebenschläfer. Der Garten wurde eine kleine Natur-Rückzugsinsel, ein Mini-Paradies in der Stadt. Vom Verkäufer erfuhr ich, dass die anderen Interessenten Haus und Garten abreißen und einen Neubau hinsetzen wollten.

Während des Dragon Dreamings war deutlich geworden, dass eine über den Stadtteil verteilte Gemeinschaft einen Gemeinschaftraum – quasi ein gemeinsames Wohnzimmer – benötigt. Es entstand die Vision eines Gemeinschafts-Hauses, für gemeinsame Aktionen, für Feiern, für Gäste, für Veranstaltungen und für Wohn-Notfälle. Das kleine Haus in der Nachbarschaft hat dafür genau die richtige Größe und wir wollten den Natur-Rückzugsort in Garten und Scheune erhalten, darum haben wir das Haus dann gekauft. Das Haus sollte „sich selbst“ bzw. uns allen gehören, darum haben wir einen Verein gegründet der als EigentümerIn eingetragen wurde. Das Geld zum Kauf kam als zinsloses Darlehen von zwei Vereinsmitgliedern. Der Verein ist inzwischen als gemeinnützig anerkannt.

Leider war am Haus mehr kaputt als wir beim Kauf sehen konnten. Wir haben deshalb Aktions-Tage und –Wochen gemacht und in vielen Stunden ehrenamtlich gebaut und saniert. Wir haben an diversen Flohmärkten teilgenommen und einiges an Spenden reingesteckt um den Teil, den wir nicht selbst machen konnten zu finanzieren. Wir haben schon eine Menge geschafft!

Inzwischen wurden alle maroden Balken ausgetauscht, der Keller professionell abgestützt und der Schornstein repariert, eine kaputte Decke rausgenommen, drei neue Deckenbalken eingezogen, ein Durchbruch zur Küche vollzogen und einige Wände mit Lehmziegeln neu aufgemauert.

Kräuterspirale1

Im Garten haben wir ein Teich-Biotop und eine Kräuter-Spirale angelegt, mehrere Versionen von Kompost-Behältern gebaut, aus einer kleinen Kapelle eine Kompost-Toilette gemacht, diverse Tier-Wohnungen installiert, einige Sträucher, Stauden und einen Aprikosenbaum gepflanzt und einen Teil des Schuppens zur Werkstatt umgebaut.

Außerdem haben wir: an der Klimawerkstatt der Stadt Göttingen teilgenommen; uns im Urbanen Garten-Netzwerk engagiert; eine Konzept für einen Dorf-Gemeinschaftsgarten entworfen; die Zusage der Stadt Göttingen erhalten dafür städtische Fläche im Altdorf Geismar nutzen zu dürfen; angefangen deswegen Kontakt mit dem Ortsrat aufzunehmen; über einige Monate einen Gemeinschaft-Stammtisch im Cafe Lindner organisiert; in einigen Privat-Gärten Renaturierungs-Impulse gegeben; einen Sonntag des Wandels mit Transition-Town Göttingen veranstaltet; zwei weitere Dragon Dreamings für unsere jeweilige Jahres-Vision durchgeführt; und uns jeden Mittwoch ab 17.00 Uhr im Gemeinschafts-Garten (oder -Haus) getroffen um unsere Gemeinschaft zu pflegen.

Wir sind (noch) eine kleine Gruppe mit vielen guten Ideen wie unser Leben(s)(Umfeld) nachhaltiger, schöner, lebenswerter gestaltet werden kann. Wir haben einen guten Ausgangspunkt für den Aufbau von Gemeinschaft und gemeinsamen Gärten geschaffen. Es gibt einige Erweiterungs-Optionen wenn wir mehr Menschen werden. Hier ist ein Ort für die Umsetzung kreativer, lebensfördernder Impulse.

Wir freuen uns über Menschen, die aktiv mit uns den Ortsteil Geismar zu einem Permakultur-Gemeinschafts-Ort gestalten wollen.